New Zealand – The South Island

„Ah- New Zealand… Australia’s Canada…!“ So lautete ein sicherlich wohlerprobter Gag eines New Yorker Stand-Up Comedians, als er fragte, woher sein Publikum denn so käme.
Australiens Kanada- das hörte sich doch schon mal ausgesprochen vielversprechend an!

Neuseeland genießt unter deutschen Urlaubern wie wenig andere Länder einen geradezu sagenhaft guten Ruf. Wer noch nicht da war träumt im Zweifelsfall davon, eines Tages mal hin zu fahren- wäre es nicht so schrecklich weit weg! Ähnlich wie Australien erfreut sich auch Neuseeland großer Beliebtheit bei frischgebackenen Abiturienten und Work-and-Travel ist hier ähnlich populär wie auf der anderen Seite des Tasmanischen Meeres.
Christina aus Mainz, die ich gut zwei Monate vorher auf den Cookinseln kennengelernt hatte, war ebenfalls auf einem Working Holiday Visum hier. Den verregneten Winter hatte sie in Tauranga verbracht, und war nun schon seit ein paar Wochen kreuz und quer auf der Nordinsel unterwegs gewesen. Nachdem schon Freunde und Geschwister mit ihr mitgefahren waren, war ich nun der neue Travelmate für die Südinsel und einen weiteren Loop durch den Norden. Sie nannte einen mittelmäßig abgerockten Honda Odyssee ihr eigen- wie ich später erfuhr, neben dem Toyota Estima DAS klassische Backpackerauto in Neuseeland.

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Mein Flug ging am Abend und hatte überdies noch Verspätung, so dass ich letztlich erst gegen ein Uhr morgens Ortszeit ankam. Um die Unannehmlichkeiten des nächtlichen Pick-Ups auszugleichen, brachte ich erst mal das Duty-Free Limit Jim Beam mit ins Auto- die Alkoholpreise sind in Neuseeland ähnlich deftig wie in Australien. Und einen Drink konnte ich erst mal gebrauchen, gab es doch am Flughafen noch einen kurzen Schreckmoment: da ich dank des RTW Tickets bisher grundsätzlich immer in Besitz eines Weiterflugtickets war, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, dass der separat gekaufte One-Way-Flug nach Neuseeland ohne Rückflugticket womöglich zum Problem werden könnte. Und er wurde es. Ein Koreaner weiter vorne in der Schlange bekam die Problematik eindringlich erläutert- und verstand nur Bahnhof, bis ein Übersetzer kam, bei mir hatte der Vortrag seine Wirkung jedoch nicht verfehlt und ich bekam rote Ohren! Wenige Minuten später die Gewissheit: ohne Rückflugticket keine Einreise! Fieberhaft suchte ich also übers Handy nach einem brauchbaren Flug- und schlimmer noch: ich musste mich wohl oder übel auf ein Datum festlegen! Nach kurzer Korrespondenz mit Christina einigten wir uns auf 6 Wochen, was im Endeffekt uns beiden sehr gut passte. Im zweiten Versuch klappte dann auch der Check in und ein paar Stunden später stand ich das erste Mal auf neuseeländischem Boden. Und musste gleich feststellen: „stabiler Südhalbkugelsommer“, wie er laut meiner Planung (immer dem guten Wetter hinterher) hier mal langsam herrschen sollte, sieht hoffentlich anders aus. Acht Grad und Nieselregen- das war wettertechnisch der erste Eindruck. Leider sollte sich auch in den nächsten Wochen das Wetter äußerst wechselhaft zeigen, so dass es an der Zeit war, meine warmen Sachen wieder aus der Tiefe des Rucksackes zu fischen.

In den folgenden sechs Wochen wollten wir zunächst – mit Abstechern ins Inland – von Christchurch aus die Ostküste der Südinsel herunterfahren, durch die Berge und dann an der Westküste wieder ans Nordende der Insel zurück. Von Picton aus würde es mit der Fähre auf die Nordinsel gehen, wo wir uns von Wellington aus in den Norden vorarbeiten würden, um dann schließlich bis nach Cape Reinga, dem Nördlichsten Zipfel Neuseelands zu fahren.

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Wo wir schon mal da waren, wollte ich natürlich auch mal Christchurch sehen, auch wenn Neuseeland eher wegen seiner Natur als wegen seiner Städte zu bereisen ist. Mehr als ein kurzer Bummel war allerdings nicht nötig. Die Stadt an sich ist ein zweckmäßiges Schachbrett und größere Sehenswürdigkeiten fehlen. Außerdem hat sie sich immer noch nicht von dem großen Erdbeben 2011 erholt, das ihr heftig zugesetzt hatte. Damals wurden etliche Gebäude beschädigt, zahllose weitere mussten als einsturzgefährdet gelten, da sich die Bodenstruktur verändert hatte, und viele Menschen starben. Am deutlichsten gezeichnet ist die Christchurch Cathedral, die unbenutzbar und abgesperrt ist, und in deren Seite ein großes Loch klafft. Dadurch, dass das Wetter bedeckt und drückend war, war die Atmosphäre insgesamt schon reichlich trist.

Dann aber ging der Roadtrip los, und ich bekam den ersten Eindruck von der vielgestaltigen Landschaft. Über hügelige Küstenlinien bewegten wir uns Richtung Süden, eine der ersten Attraktionen war die abendliche Heimkehr der kleinen Zwergpinguine in ihre Höhlen unter den Felsbrocken des Piers bei Timaru, die wir uns im Nieselregen betrachteten- goldig, da man nicht blitzen durfte, ist die Qualität der Bilder jedoch überschaubar.

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An den Hängen von Mt. Cook

Das erste große Highlight erreichten wir nach einem Abstecher ins Inland: den Lake Tekapo. Ein bekanntes Motiv ist hier die einsam am Seeufer stehende kleine Bruchsteinkapelle mit Fenster auf den See hinter dem Altarraum. So einsam sie dort prinzipiell auch steht, eine Menge Leute wollen sich gleichzeitig an diesem pittoresken Bild erfreuen… Ganze Reisebusladungen streunten in und um die Kapelle rum, doch mit etwas Glück und Timing gelangen mir ein paar tatsächlich einsame Aufnahmen.

Und es wurde noch besser! Quasi gleich nebenan ist der Lake Pukaki, noch etwas länger gestreckt als Lake Tekapo, und mit atemberaubenden Alpenpanorama im Hintergrund- ja tatsächlich heißen die Berge hier auf der Südinsel ebenfalls „Alpen“.

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Ziel unseres Abstechers war allerdings der Mount Cook, beziehungsweise ein Gletschersee neben dem Berg, zu dem man über den so genannten „Hooker Valley Track“ läuft. Auch wenn wir viel Freude daran hatten, uns phantasievoll auszumalen, wie der Weg wohl zu seinem Namen gekommen sein mag, lautet die profane Erklärung: benannt sind Tal, Weg und Gletscher nach dem Botaniker William Jackson Hooker.
Über mehrere Hängebrücken und durch den, bis dahin beinahe täglich vorkommenden Nieselregen liefen wir bis zu dem eiskalten See, indem sogar einige Eisberge schwammen. Verrückt! Man kann sagen, das war mein erster richtiger „Neuseeland-Moment“!

Neuseeland ist ein Land der Kontraste, und während wir uns nachmittags nach der Wanderung dick angezogen an unserem Tee wärmten, war auf unserem kostenlosen Campingplatz – wieder etwas außerhalb der Berge – ein paar Stunden später ein lauer Sommerabend angesagt. Zum Frühstück ließen wir uns dann die Sonne auf den Pelz brennen.

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Durch die Catlins Richtung Süden

Nach diesem Abstecher ins Inland ging es nun zurück an die Ostküste. Die Berge zurücklassend gelangten wir in die Catlins, einen hügligen Landstrich an der Küste, in dem es immer wieder schöne Strände, Landzungen mit Leuchttürmen, Seehunde und manchmal auch Pinguine zu sehen gab:

Ein bekanntes Fotomotiv sind die „Moeraki Boulders“, eine Reihe von erstaunlich runden Felskugeln, die bei Ebbe aus dem Sand schauen. Wie Christina leider gehört hatte, sollte der Sonnenaufgang der Szenerie angeblich eine ganz besondere Dramatik verleihen, und so fand ich mich anderntags mit Jacke und Pulli – und tatsächlich ein paar anderen Schaulustigen – im Morgengrauen am Strand wieder und jagte das perfekte Foto. Und in der Tat, das frühe Aufstehen hatte sich doch gelohnt:

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Eine Landmarke auf dem Weg in den Süden ist der „Nugget Point“, auf dem ein besonders pittoresker Leuchtturm auf einer schmalen Landzunge sturmumweht hoch über den Klippen steht. Unten am Wasser entdeckten wir einen kleinen natürlichen Pool, in dem die Robben spielten.

Um sich als Camper in Neuseeland möglichst gut zurecht zu finden gibt es die App „Campermate“ fürs Handy. Auf einer Landkarte kann man sich hier alle möglichen hilfreichen Dinge einblenden lassen, wie etwa Campingplätze (unterscheidbar nach kostenlos/günstig/teuer), Tankstellen oder WCs, aber auch Sehenswürdigkeiten und kostenpflichtige Touren. Im Gegensatz zum konventionellen Reiseführer hat man so die Möglichkeit, sich auf einen Blick interessante Sachen am geplanten Routenverlauf auszusuchen, oder seine Route entsprechend anzupassen. Manche Walks und Viewpoints sind zugegeben von mäßiger Relevanz, aber ein Blick in die Kommentare hilft hier oft weiter. Praktischerweise kann man sich dann vom Hany auch gleich noch an die richtige Stelle navigieren lassen- quasi Roadtrip 2.0.
Auf diese Weise nahmen wir manchen Wasserfall oder kleinen Spaziergang durch einen urigen Wald oder zu einem hübschen See mit, aber wir wurden auch auf kleine Highlights aufmerksam, die wir wohl sonst nie beachtet hätten. Eines davon war „The Lost Gypsy Caravan“, eine Mischung aus Museum, Werkstatt und Cafe. Ein Künstler hat hier etwas geschaffen, was das Kind in jedem von uns wecken dürfte. Aus allen möglichen, teilweise ganz schön alten Alltagsgegenständen, Schrott und altem Spielzeug entstanden unzählige interaktive Spiele, Automaten und bewegte Kunstwerke mit Knöpfchen, Kurbeln und Lämpchen. Der erste Raum war ein alter Bus und dort wusste man gar nicht wo man hingucken sollte, denn in jeder Richtung gab es etwas zu entdecken. Ich musste unweigerlich an Peter Lustig denken, und wir verbrachten durchaus eine Weile damit, das ganze Museum zu erkunden. Eines der aufwändigsten Kunstwerte war ein Raum, in dem ein altes Klavier stand, und jede Taste etwas anderes in Gang setzte, das sich dahinter befand- sei dies ein alter Plattenspieler, eine sprechende Puppe oder ein klapperndes Gebiss.

 

Weiter ging es Richtung Süden, denn unser nächstes Etappenziel war der südlichste Punkt Neuseelands (zumindest des Festlandes). Unterwegs wurden wir einmal aufgehalten, da eine Schafherde ein Stück über die Straße getrieben werden musste- und Schafe gibt es hier eine Menge! Mit runden 30 Millionen ein vielfaches mehr als Menschen, denn Neuseeland hat tatsächlich nur etwa 5 Millionen Einwohner, und somit etwa so viele wie Sydney. Mit einer Anzahl von 159000 pro Jahr fallen die Backpacker da durchaus ins Gewicht.

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Von Höhlen und Fjorden

Die Campermate App verhalf uns zu einer weitere tollen Entdeckung: die Clifden Limestone Caves.

Absolut unscheinbar neben der Landstraße in den Hügeln gelegen verbirgt sich der Eingang, und ohne die App währen wir wohl einfach daran vorbei gefahren. Zunächst gingen wir auch gar nicht davon aus, dass uns hier etwas besonders spektakuläres erwarten würde! Wahrscheinlich eine nette kleine Höhle wo man mal 10 Meter reinläuft und wo es womöglich nicht mal richtig dunkel ist. Dementsprechend hielten wir uns auch nicht damit auf, die Schilder am Höhleneingang zu lesen. Meine Stirnlampe war mal wieder leer – wahrscheinlich im Rucksack leergeleuchtet- sei‘s drum, Handy wird schon reichen. Christina nahm noch eine Taschenlampe mit, die allerdings auch schon etwas schwächelte. Am Eingang kletterten uns ein paar Asiaten entgegen, auf die Frage wie es ihnen gefallen hätte sagte einer „schon ganz gut, aber habe mich nicht besonders weit rein getraut“. Einen Moment später standen wir in einer kleinen Höhle und rätselten, was der wohl gemeint haben könnte, denn besonders tief rein ging es hier gar nicht. Doch da: hinten unter ein paar Blöcken war ein Spalt… ziemlich eng, aber schon möglich, dass es dort weiter ging. Und tatsächlich! Nachdem wir uns zwischen einigen großen Felsen hindurchgezwängt hatten standen wir eine Etage tiefer wieder aufrecht in einem Gang. Hier fielen uns auch die Reflektormarkierungen ins Auge, die den Weg wiesen- da lang! Dann mal los! Immer tiefer und tiefer wagten wir uns vor- ab und zu beinahe kriechend, so eng wurde es, dann wieder öffnete sich eine hohe Halle. Wenn man das Licht mal ausmachte, konnte man sogar ein paar Glowworms sehen, die von der Höhlendecke herab leuchteten. Während das, was wir in Deutschland gemeinhin als Glühwürmchen bezeichnen eigentlich Käfer sind, sind die neuseeländischen Glowworms tatsächlich kleine Würmer, genauer die Larven einer Fliegenart. Auf dunkle Orte wie Höhlen oder schattige Felsüberhänge im Wald spezialisiert, lassen die Larven klebrige Fäden herabhängen, in denen sich kleinere Fluginsekten- angelockt durch das fluoreszierende Licht- verfangen und zur Beute werden. Über Monate tun die Larven also nichts anderes als hängen, leuchten und fressen, um sich dann zu verpuppen und schließlich zum adulten, flugfähigen Insekt zu werden. Aufgabe ab dann: paaren, Eier legen! Und die Zeit läuft- es bleiben nur ein paar Tage, denn an der fertigen Fliege fehlt ein kleines, aber entscheidendes Detail: der Mund! Scheinbar trotzdem ein Erfolgsmodell, denn die Glowworms sind in Neuseeland weit verbreitet, und wir sollten im Verlauf der Reise noch viel eindrucksvolle Stellen sehen.
Ab und zu trafen wir in der Höhle auf andere Leute, einmal auch welche die uns entgegen kamen und einen anderen Eingang genommen hatten. Eigentlich den Ausgang auf der Vorgeschlagenen Route, von dem wir gewusst hätten, hätten wir das Schild gelesen. Also weiter! Kleiner Abtörner war jedoch, dass Christinas Taschenlampe mittlerweile nur noch ein schwaches Glimmen von sich gab, und ich mich – analog zu meinen Höhlenexkursionen in Hawai’i – wieder nur mit der kleinen Handylampe wiederfand, deren trübes Licht also mal wieder das einzige war was uns von ewiger Finsternis trennte…! Das Terrain wurde jetzt auch etwas abenteuerlicher: mal eine Leiter hoch, dann wieder eine Leiter runter, schließlich ein grauer Teich zu dem man durch einen schmalen Spalt herunter stieg, und um den nur ein abschüssiges kleines Sims herumführte. Mit nur einer Handylampe für beide gar nicht so einfach, da man beide Hände zum klettern braucht, sich aber eigentlich nicht gegenseitig leuchten kann, da man um die Kurve muss. Trotz schrecklicher Visionen, dass das Handy in den ungewissen Tiefen des Tümpels verschwinden könnte schafften wir es auch über diese Stelle hinweg und kletterten schließlich durch ein noch unscheinbareres Loch im Hügel wieder ins Freie. Was für ein tolles Abenteuer! Und überdies noch völlig kostenlos!

Der nächste Stopp war die Stadt Te Anau, die ein Gateway zum Milford Sound ist, dem bekanntesten Fjord Neuseelands. Für den folgenden Tag hatten wir eine Bootstour gebucht- zu einem guten Preis über das Schnäppchenportal „Bookme“. Die Westküste der Südinsel ist insbesondere im Südwesten vom Wetter häufig eher rau, und auch für unseren Trip sah die Prognose alles andere als rosig aus.  Generell sagten uns alle Kiwis immer wieder, was für einen ausnehmend schlechten Sommer wir erwischt hätten, und dass das Wetter im Großen und Ganzen völlig untypisch wäre für diese Jahreszeit… half uns jetzt auch nur bedingt weiter! Der Milford Sound selbst liegt ziemlich isoliert und es gibt weder Handyempfang noch Benzin sondern im Grunde nur die Bootstation- und die liegt runde eindreiviertelstunden von Te Anau weg. Unsere Tour sollte um 12 Uhr starten und während wir näher an die Fjorde kamen wurde das Wetter immer schlechter und der leichte Nieselregen spitzte sich mit Auffahrt auf den Parkplatz zu einem ausgewachsenen Platzregen zu. Etwas ratlos starrten wir auf die Sturzbäche an der Scheibe- so würden wir bereits auf dem Weg zum Terminal bis auf die Knochen durchweicht sein! Doch etwas Zeit war noch- und tatsächlich: um 20 vor zwölf schaltete Petrus auf Sprühregen zurück und die Tour konnte beginnen! Mit unserem Ausflugsboot schipperten wir Richtung Ozean- vorbei an mächtigen Wasserfällen, die sich ins Meer ergießen und steilen Felswänden, die sich senkrecht aus dem Wasser erheben. Unterdessen hatte es sogar aufgehört zu regnen und auch wenn blauer Himmel und Sonne schön gewesen wären- durch den vielen Regen bot sich ein ganz besonderes Bild: überall an den steilen Felswänden gab es Rinnsale und kleine Wasserfälle, in denen das Wasser den Hang herablief, und wenn sich wirklich mal ein Fetzen blauer Himmel und ein paar Sonnenstrahlen zeigten, glitzerten die nassen Felsen im Licht. Auf einem Felsen lagen ein paar Seehunde, und wenn man genau hinsah konnte man sogar einen kleinen Pinguin entdecken. Auf dem Rückweg fuhr der Skipper das Boot einmal ganz nah an einen Wasserfall heran, so dass das Deck einmal in tosende Gischt getaucht war. Mit complimentary Fish and Chips verzogen wir uns schließlich bei neuerlich einsetzendem Nieselregen unter Deck und waren sehr zufrieden, dass in den entscheidenden Momenten das Wetterglück auf unserer Seite gewesen war!

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Auf dem Rückweg hielten wir noch an einer engen ausgewaschenen Schlucht, durch die ein Wasserfall rauschte und machten auf dem Parkplatz Bekanntschaft mit den seltenen Keas, den neuseeländischen Bergpapageien. Diese bedrohten Vögel sollte man auf keinen Fall füttern, aber ihr Verhalten legte nahe, dass sich wohl die wenigsten an diese Regel halten! Fährt ein neues Auto auf dem Parkplatz vor kommen die neugierigen Keas zügig an gehüpft und checkten erst mal die Fütterungsoptionen ab. Ich hatte ein Stück Brot im Mund – wohl gemerkt zum selber essen- doch der Kea hoffte, ich würde wohl teilen wollen. Ich hockte mich hin um ein Foto von ihm zu machen, und um seinem Anliegen etwas Nachdruck zu verleihen tippte mich der Papagei ein paar Mal sachte mit dem Schnabel aufs Knie und sah mich erwartungsvoll an. Als klar war, dass ich nicht vor hatte zu teilen hüpfte er rüber zu einem neu eintreffenden Auto mit Asiaten, die ihn unter großem Hallo freimütig fütterten…
An anderer Stelle musste man an einer Ampel vor einem Tunnel warten und richtig mit System hüpften drei Keas hier von Auto zu Auto! Später auf dem Campingplatz gab es dafür dann Lamas!

 

Adrenaline-Town

Das nächste Ziel war Queenstown, und obwohl Luftlinie nur 74 km vom Milford Sound entfernt muss man mit dem Auto zurück über Te Anau und insgesamt runde 290 km fahren.

Queenstown liegt in den Alpen an einem großen, langgestreckten See und hat mehrere interessante Berge und Gipfel im Umkreis, darunter auch die „Remarkables“, wo man im Winter auch Skilaufen kann. Auf dem Weg in die Stadt fuhren wir hinauf zu einem Lookout mit toller Aussicht über das Tal und das Panorama um Queenstown, und machten eine kleine Wanderung zu einem Gebirgssee über dem allerdings der Nebel hing…

In Queenstown wollten wir uns mit einem Pärchen treffen, dass wir ebenfalls von den Cookinseln kannten- Chrissi und Seb- und tatsächlich hatten wir keine fünf Minuten den Wagen geparkt, da liefen wir Chrissi auch schon in die Arme. Genauer gesagt gingen wir die Straße lang und sie schlug uns beiden jeweils mit einer Hand auf den Hintern und stand plötzlich zwischen uns- was für eine Überraschung, leider sollte dies aber unser einziges Treffen blieben, da die beiden ansonsten doch nicht wirklich Zeit hatten.
Abgesehen von seinem malerischen Panorama ist Queenstown vor allem für seine Action- und Adrenalin-Activities bekannt – und genau die standen für uns auch ganz oben auf der Liste! Noch bevor ich einen Fuß auf neuseeländischen Boden gesetzt hatte, hatte ich beschlossen: ich mache die Nevis Swing, die größte Canyon-Swing der Welt. Christina war sofort dabei, allerdings hatten wir uns hier ein wenig verzockt: man hätte seinen Platz auf der Schaukel im Vorfeld reservieren müssen – und für die nächsten Zwei Tage war alles ausgebucht. Was wir allerdings als 1-Doller-Schnäppchen auf Bookme gebucht hatten, war der Eintritt in eine Eisbar. Mit einer dicken Jacke zusätzlich übergezogen gingen wir als Gruppe in einen überraschend kleinen Kühlraum dessen Einrichtung aber tatsächlich komplett aus Eis bestand- inklusive Bar und der Gläser, aus denen man seinen kostspieligen Cocktail schlürfte. Ulkige Sache, aber sicher kein must-do, zumal es auf Dauer auch etwas frisch wurde…

Ebenfalls kein must-do war das inverse Aquarium unter dem Anlegesteg. Etwas Ahnungslos, wie groß und spektakulär das denn sei zahlten wir die 10 Dollar pro Person um sofort festzustellen, dass wir vor allem spektakulär den Tisch gezogen worden waren: ein Raum mit zwei Fenstern, das war‘s. Ein zwei Sorten Fisch schwammen vor dem Fenster auf und ab und warteten auf die nächste Fütterung (auslösbar durch eine geringe Gebühr mittels eines Automaten). Nette Sache, aber sicher das Geld nicht wert.

Doch Queenstown ist eben einer der absoluten Touristenmagneten in der Region, daher ist das Preisniveau entsprechend hoch, und so waren wir gezwungen auf einem gnadenlos überteuerten Campingplatz abzusteigen- zumindest für eine Nacht, denn um die Zeit bis zu unserem Schaukelabenteuer zu überbrücken wollten wir am nächsten Tag schon mal nach Wanaka rüberfahren.

Abends gönnten wir uns mal ein Bierchen in der Stadt und waren am nächsten Tag schon auf dem Weg aus der Stadt, als wir uns klarmachten, dass soeben ein ausnehmend schöner Tag begann und wir heute Queenstown und Umgebung doch von einer hübscheren Seite als der trüb-grauen des Vortages kennenlernen könnten! Also gradewegs zurück zum Parkplatz der Gondelbahn und rauf auf den Hausberg! Von wegen! Die ganze Stadt war- einmal zum Leben erweckt – ein einziges Verkehrschaos! Der Parkplatz der Bahn gerammelt voll und unzählige Autos zogen wie wir konzentrische Kreise darum, in der Hoffnung endlich irgendwo den Wagen abstellen zu können. Sage und schreibe 45 min später fanden wir in den Außenbezirken der Stadt einen Platz und waren weitere 20 min später dann schließlich in der Gondel!
Die Aussicht von der Bergstation war schon sehr schön, aber man konnte noch etwas Wandern um weiter hoch zu kommen. Vorbei an einer Art Sommerrodelbahn gelangten wir durch ein kleines Nadelwäldchen schließlich zu einem Startplatz für Paraglider und über den Grat noch weiter hoch auf den Berg. Von hier oben war das Panorama wirklich atemberaubend und wir kamen aus dem fotografieren kaum noch heraus! Der etwas ungeplante Ausflug hatte sich absolut gelohnt und zufrieden stellten wir fest, dass es sich erst wieder zuzog, als wir schließlich wieder im Auto saßen.

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img_5151In Wanaka hatten wir einen schönen Campingplatz direkt am See, doch leider hatte es sich unterdessen schon wieder ganz schön zugezogen und der nächste Tag wurde trüb und regnerisch. Vom Timing hätte es allerdings schlechter laufen können, denn wir besuchten eine Indoor-Attraktion: die „Puzzling World Wanaka“. Hier drehte sich alles um Illusionen, optische Täuschungen und Geduldsspiele. So gab es zum Beispiel einen Raum der zwar in sich normal, aber als Ganzes gekippt war, was ein ziemlich eigenartiges Gefühl war! Dinge rollten bergauf und man stand völlig schief wenn man grade stand…

Neben einem Outdoor Labyrinth konnte man sich am Schluss noch an einer Vielzahl von Geduldsspielen versuchen, was uns mehr oder weniger gut gelang. Zuletzt saßen wir verbissen an zwei ausgesprochen schwierigen Spielen – eigentlich schon lange schrecklich hungrig, was die Sache nicht besser machte! Schließlich gaben wir auf, und ließen uns von einer der Angestellten erklären wie es funktioniert. Zumindest eines der Beiden war eine derart komplizierte Folge von wiederholt in der richtigen Reihenfolge durchzuführenden Schritten – da hätte ich noch Stunden sitzen können, ohne „das Seil zu befreien“ – immerhin ein wenig tröstlich…!

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Um die Stimmung zu bessern gingen wir erst mal was essen und suchten dann den „Wanaka Tree“ auf – einen Baum der (warum auch immer) im Wasser steht, und ein beliebtes Fotomotiv ist. Mäßig spektakulär, aber gut- angesichts des nasskalten Wetters gingen uns hier jetzt auch etwas die Sehenswürdigkeiten aus.

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Die Nacht verbrachten wir auf einem kostenlosen Campingplatz am See, der wunderschön hätte sein können, wenn es nicht in Strömen geregnet hätte. Ohne Möglichkeit, das Auto zu verlassen kann es schon etwas nervig werden, wenn man alles Gepäck, was während der Fahrt auf dem Bett liegt, auf die Sitze, auf denen man aktuell sitzt, räumen muss, um schlafen zu können. Kochen ist dann natürlich auch nicht, und so bleibt im Grunde genommen nur der Griff zur Jim Beam Flasche- ein Glück, dass ich das Duty Free Limit ausgeschöpft hatte…
Anderntags war es dann zunächst zwar trocken, das folgende Bild aus dem Zyklus „Ein Sommermorgen in Neuseeland“ spricht jedoch für sich…!

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Heute war es dann schließlich soweit- unser Ritt auf der sagenhaften Nevis Swing, der größten Canyon-Swing der Welt stand an. Für ein stattliches Sümmchen hatten wir uns gegen Mittag einen Slot gesichert und mussten zunächst mal zur Check-In Prozedur zurück nach Queenstown. Selbstverständlich waren keine Parkmöglichkeiten seitens des Veranstalters zu erwarten- gibt ja `n Parkhaus gleich um die Ecke… is klar! Natürlich: voll. Um weitere Frustration zu vermeiden steuerten wir diesmal direkt unseren Parkplatz vom letzten Mal an und liefen wieder in die Stadt. So langsam stieg die Spannung! Einmal wiegen bitte- Gewicht und gebuchtes Produkt wurden mit Edding auf den Handrücken vermerkt- konnte ja jetzt eigentlich nichts mehr schiefgehen! Mit einem Shuttlebus fuhren wir eine Dreiviertelstunde zur eigentlichen Anlage: quer über ein Tal war eine Drahtseilkonstruktion gespannt, die ersten Meter ausgebaut als Hängebücke bis man in einer Art Gondel ankam. Hier wurden wir mit Sicherheitsgurten versorgt und schließlich in die eigentliche Schaukel eingeklinkt. Vor uns waren noch ein paar andere dran, was einem genug Zeit lässt, die Verrücktheit dessen was bevorstand noch einmal auf sich wirken zu lassen! Der besondere Kick an der Sache war, dass man im Grunde erst mal 70m frei fiel, bis man schließlich durch die Seile im Bogen über die Schlucht geführt wurde! Schließlich waren wir an der Reihe. Einmal eingeklinkt wurde man ein Stück nach vorne über den Abgrund gefahren. Seitens des Veranstalters wurde natürlich alles gefilmt, daher einmal winken nach hier, einmal lächeln nach da, dann kann‘s im Grunde genommen losgehen. Christina nannte ein günstiges GoPro Plagiat ihr Eigen, von deren letztgültiger actiontauglichkeit sie zwar nicht restlos überzeugt war, selbstverständlich hatten wir sie aber mal mitgenommen, außerdem filmte uns ein Mädel von der Gondel aus mit meiner Kamera.

img_5178Ein beliebter Spaß ist ja in so einem Fall, dass die Jungs am Auslöser einen in einem Moment abstürzen lassen, in dem man nicht damit rechnet, und was soll ich sagen – bei uns ist das voll und ganz gelungen! Wie man vielleicht im Video sieht versuchte der Typ mich auf Deutsch bis fünf zählen zu lassen, allerdings haben wir ihn nicht gehört. Er wiederholte dann die Frage so: „What is five in german?“ Wir so: „Fünf!“ – und los ging‘s! Ein Bild sagt mehr als tausend Worte- ich würde sagen, man sieht mir an, dass ich nicht damit gerechnet habe…!

What a ride!! Definitiv eines der geilsten Dinge, die ich je gemacht habe! Der senkrechte Fall nach unten wurde durch die Seile schließlich smooth in eine Schwingbewegung umgeleitet und wir rauschten dicht über dem Hang dahin. Auf Adrenalin und Endorphinen schaukelten wir aus, und uns war klar: das müssen wir nochmal machen! Glücklicherweise gab es tatsächlich die Option, für weitere 40$ pro Person eine zweite Runde mitzunehmen! Verglichen mit den 175$, die wir jeweils schon hingelegt hatten geradezu ein Spottpreis…! Also nochmal – diesmal rückwärts! Im folgenden Video habe ich mal die besten Momente aus unserem selbstgefilmten Material zusammengeschnitten:

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Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=KcwNPT_rBO0&rel=0&showinfo=0

 

Zwischen Strand und Alpen

Diesmal kehrten wir Queenstown wirklich den Rücken und fuhren wieder hoch nach Wanaka, denn von dort aus sollte unsere Route weiter gehen. Unterwegs hielten wir an einem Lookout, wo ein weites Tal mit durchwachsenem Wetter ein tolles Bild bot, und machten schließlich ein weiteres Mal auf unserem Campingplatz direkt am See Station. Den folgenden, sonnigen Morgen begannen wir dann tatsächlich erst einmal mit einem Bad- einem ziemlich kurzen Bad, zugegeben, denn das Wasser war eisekalt, aber wunderbar klar! Die Route sah vor, in den nächsten Tagen über die Westküste bis zu den Gletschern zu fahren. Mal bei schönstem Wetter, wie an jenem Morgen, dann aber auch wieder bei Nebel und Sprühregen, fuhren wir durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Entlang des Lake Wanaka boten sich wieder schönste See-Panoramen, wir liefen durch neblige Baumfarnwälder und bestaunten Wasserfälle, klare Flüsschen und tolle Aussichtspunkte. Schließlich fuhren wir wieder am Wasser entlang- die raue Westküste bot Kieselstrände mit wilder Brandung und steile Klippen und war letztlich gar nicht weit entfernt von den Alpen, wo sich schneebedeckte Gipfel erhoben und der Fox- und Franz-Josef-Gletscher auf uns warteten.

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Eine Attraktion auf diesem Weg verdient jedoch besondere Beachtung: die Blue Pools! Hier fließt ein Gletscherwasser-Bach in ein anderes Flüsschen und bildet an einer Stelle ein tiefes Bassin, über das eine Hängebrücke führt. Unterhalb davon besteht das Ufer aus vielen Kieseln und rundgeschliffenen Steinen, oberhalb der Brücke kommt der Bach aus einer schmalen Schlucht. Wir hatten an dem Tag wunderbar warmes, sonniges Wetter, und die Blue Pools zeigten sich in aller Schönheit türkis-blau. Das Wasser war bestialisch kalt- so kalt, dass man nach 30 Sekunden barfuß drin stehen erst mal wieder `rausstieg, da die Füße brannten.

Soweit so schön, allerdings sprach sowohl der Eintrag in der Campermate App als auch die entsprechenden Kommentare davon, dass man hier super von der Brücke ins Wasser springen könnte. Das ließ uns natürlich keine Ruhe! Allerdings war die Brücke schon recht hoch… so 100%ig sicher, wie die Felsen im Flussbett verteilt waren, waren wir auch nicht, und überdies war es ja doch ganz schön frisch! Nach einer Weile des Haderns einigten wir uns darauf, es nicht zu tun. Sicher besser so… und gesünder… Stichwort Herzstillstand – soll ja alles schon vorgekommen sein…! Während wir uns grade mit unserer Argumentationskette anfreundeten sahen wir, wie ein fetter Maori in Badehose die Brücke betrat, sich ohne langes Zögern -zugegeben mäßig elegant- über die Brüstung schwang und sich wie ein nasser Sack ins Wasser fallen ließ! Fröhlich prustend tauchte er wieder auf und schwamm auf uns zu. Oha! Sollten wir vielleicht doch? Das dachten sich wohl auch drei weitere deutsche Backpacker, zwei Jungs und ein Mädel, zu unserer Rechten. Als hätten auch sie nur auf den letzten Impuls gewartet entledigten sie sich letzter T-Shirts und und Cäppis und sprangen einer nach dem anderen von der Brücke. Etwas betreten schauten Christina und ich uns an, dann zog auch ich mein T-Shirt aus- die Sache war eh längst entschieden! Ich drückte unserer Vorreiterin, die bereits wieder an Land gekommen war, meine Kamera in die Hand und auch wir betraten die Brücke. Der Weg durch die Drahtseile war etwas fummelig und so richtig gut stehen konnte man für den Absprung auch nicht. Egal – ein Gruß in die Kamera, und runter! Nach dem Eintauchen dann wie erwartet der Schock: ach du Schande ist das kalt! Aber ausgesprochen belebend! Mit schnellen Zügen schwamm ich zum Ufer- Ganzkörperbrand! Aber ein herrliches Gefühl, wenn man erst mal wieder in der wärmenden Sonne steht! Christina filmte sowohl mich, als auch ihren eigenen Sprung mit der PseuPro- hier ein paar Bilder von der Action:

Der erste Gletscher, den man von Süden aus erreicht, ist der Fox-Glacier. Die Bergkette der Alpen verläuft unweit der Küstenlinie, und so ist es nur ein kleiner Schlenker weg vom Ufer, und schon ist man im Gebirge. Im Laufe der Jahre hat sich der Fox-Glacier ziemlich weit zurückgezogen, und ein entsprechendes Tal hinterlassen. Da ist dann der Parkplatz, und man spaziert entlang des Gletscherflüsschens zum Aussichtspunkt. Ab da darf man dann nicht mehr weiter, es gibt mal wieder eine Menge Schilder, die wortreich darüber informieren, wie unfassbar gefährlich es nach Passieren des Absperrungsseils werden würde, und sogar einen Aufstell-Ranger, mit dem man lustige Fotos machen kann:

Anderntags same procedure am Franz-Josef-Glacier (Fräänz Dschosef, wie der Kiwi sagt). Alles ne Nummer größer, wieder sehr schöne Gletscher-Aussichten und -siehe da- ein weiterer 2D-Ranger.
Das andere Highlight am Ort ist ein alter Goldminen-Stollen, der durch den Berg getrieben wurde, und in dem etwa knöchelhoch ziemlich kaltes Wasser steht. Will man hindurchgehen wäre es sicher angenehm, das Ganze in Gummistiefeln zu tun- oder eben in Flipflops oder Sandalen. Mit ziemlich kalten Füßen kamen wir schließlich auf der anderen Seite wieder ans Tageslicht.

Auf dem Rückweg durch den Wald kamen wir mit einem Pärchen ins Gespräch, das uns davon berichtete, dass sie am Vortag den „Skydive Franz-Josef“ Fallschirmsprung gemacht hatten, und wie unfassbar geil das gewesen sei. So über den Bergen… das Meer gleich daneben… den Gletscher und den Mount Cook tief unter sich…und überhaupt: mit 19000 Fuß der höchste Skydive der südlichen Hemisphäre…! Auch wenn ich vorher schon wusste, dass dort ein Fallschirmsprung angeboten wurde, hatte ich bisher nicht in Erwägung gezogen hier zu springen, während der Erzählung der Beiden änderte sich dies jedoch ziemlich schnell, und eh ich mich versah war mir klar: das muss ich machen!! Mein erster und bisher einziger Skydive lag nun ja schon ein paar Jahre zurück- damals in Hawaii war ich neben der Insel O’ahu abgesprungen und war ziemlich begeistert. Auch wenn an der australischen East-Coast jetzt auch wieder mehrfach die Möglichkeit bestanden hatte, stand es irgendwie nicht zur Debatte. Zum einen hatte ich einfach keine Lust nen Fallschirmsprung zu machen, nur weil das als das Top-Event in Mission Beach verkauft wird, und zum anderen schien mir ein Sprung, der das Erlebnis von Hawai’i sicher nicht würde toppen können, nicht Grund genug, um ein möglicherweise nicht auszuschließendes Risiko für den Fuß einzugehen. Was Letzteres betraf, so versicherte das Pärchen mir, bei der Landung würde man lediglich dazu angehalten, die Beine anzuheben um dann mit dem Hintern über den Rasen zu rutschen. Fußtechnisch also eher unkritisch! Na dann – ich war bereit! Am besten sofort! Wir fuhren also direkt mal im Büro des Veranstalters vorbei, allerdings war der erste freie Platz erst am nächsten Morgen zu bekommen. So sei es also! Die folgende Nacht war kurz, denn Treffpunkt war bereits in aller Frühe um sieben, denn dann sollte das Wetter potenziell am besten sein. Je näher der Absprung rückte, desto mehr stellte sich auch eine gewisse Nervosität ein- schließlich springt man ja dann doch auch nicht alle Tage aus einem Flugzeug…

Nachdem die üblichen Formalien – darunter auch die Anweisung einer stattlichen dreistelligen Summe per Kreditkarte – erledigt waren, ging es rüber zu eigentlichen Drop-Zone, wo hektische Betriebsamkeit herrschte, denn die Instructors waren etwas unterbesetzt und sprinteten, kaum gelandet, schon wieder in den Hangar, um sich und den Schirm für die nächste Runde vorzubereiten.

Da es in 19000 Fuß Höhe ziemlich frisch werden kann, bekamen wir einen schicken roten Overall und eine stylische Fliegerkappe gestellt. Nachdem wir fertig aufgegurtet waren trafen wir auf unseren Instructor, und schon ging es in die kleine Propellermaschine, die uns gemächlich auf die angepeilte Höhe schraubte. Da ab 15000 Fuß die Luft nicht nur kühl, sondern auch etwas dünn wird, bekamen wir für die letzten 4000ft eine Maske mit Sauerstoff aufgesetzt! Unter uns zog die Landschaft dahin, und fasziniert ließ ich das Panorama auf mich wirken: da waren die beiden Gletscher, die wir die letzten Tage besucht hatten, dort der Mt. Cook – und tatsächlich, dort auf der anderen Seite der Alpen war der Gletschersee, an dem wir kürzlich noch gestanden und die Eisberge betrachtet hatten. Ein wahrhaft atemberaubender Anblick- Sauerstoff hin oder her! Schließlich war die Zielhöhe erreicht. Ich war als letzter eingestiegen – und stieg dementsprechend als erster wieder aus. Während des Aufstiegs hatte mich mein Tandempartner fest mit sich verbunden und gemeinsam schwangen wir die Beine aus der offenen Tür. Was dann kommt, ist streng genommen unbeschreiblich! Der freie Fall, und vor allem der Beginn desselben, wenn man aus 19000 Fuß auf die Erde zu beschleunigt, bis die konstante Fallgeschwindigkeit erreicht ist, und einem die Atmosphäre wortwörtlich um die Ohren fliegt, ist der ultimative Kick! Leider macht man ja beim Tandemsprung keine Mätzchen wie Saltos oder andere Figuren, sondern wird ziemlich schnell durch einen kleinen Stabilisierungsschirm in Bauchlage gehalten. In dieser Position hatte ich nun 85 Sekunden- durchaus Zeit genug, um die tolle Landschaft zu würdigen, die da kontinuierlich auf mich zu fiel. Schließlich öffnete der Instructor den Schirm und es begann der entspannte Teil. Ich durfte sogar mal den Fallschirm steuern: „Zieh mal so feste wie du kannst!“ – gesagt getan, und wir schraubten uns zügig mal rechts- mal linksrum Richtung Dropzone, wo die Landung in der Tat fußschonend auf dem Hintern erfolgte! Was für ein Erlebnis! Trotz des stolzen Preises von über 500 NZD hat es sich auf jeden Fall gelohnt, allerdings habe ich diesmal auf sämtliche Foto- oder Videodokumentation verzichtet, um das Budget nicht überzustrapazieren. Ein Beweisfoto von nach dem Sprung gibt’s aber trotzdem!

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Auf dem weiteren Weg die Westküste gen Norden machten wir in der folgenden Nacht in Hokitika Station, auf einem Campingplatz, der etwas ganz besonderes gleich nebenan hatte: die sogenannte Glowworm Dell. Hier führte ein Weg ein kurzes Stück in ein schattiges Waldstück hinein, und endete in einem Halbrund von be- und überwachsenen Felswänden. Tagsüber nicht sonderlich spektakulär, im Dunkeln allerdings ein geradezu zauberhafter Anblick! Aus abertausenden kleinen Punkten spannt sich ein grün phosphoreszierender Sternenhimmel dort auf, wo bei Tag die Felsen sind. Nach den eher spärlich gesäten Glühwürmchen in der Clifden-Höhle war dies das erste Mal, dass ich sie in so großer Zahl sah, und ich war entsprechend beeindruckt – faszinierendes Neuseeland!

Der Campingplatz hatte überdies auch eine kleine DVD Sammlung, aus der man gegen Pfand einen Film ausleihen konnte, und wir machten davon gerne gebrauch, denn wir hatten uns vorgenommen, während unseres Aufenthaltes in Neuseeland nochmal alle drei „Herr der Ringe“ Filme zu schauen und konnten nun mit Teil 1 beginnen. Schon als wir den Abstecher zum Mt. Cook und dem Gletschersee gemacht hatten war es unverkennbar: hier ist Mittelerde! Diese leeren Ebenen flankiert von Bergketten, ja selbst das drückende Grau des Himmels- alles schien vertraut aus den Filmen, die ich zuletzt vor Jahren gesehen hatte. Nun wiederum ließen sich manche Orte im Film entdecken, an denen wir vorher noch selbst gestanden hatten- besagter Gletschersee ist an der Flanke des Mt. Cook vorbei in den ersten Minuten des zweiten Teils zu erkennen!

Ein paar Lookouts, Forest Walks und schroffe Küstenabschnitte später war das nächste Highlight auf unserem Weg die Pancake Rocks. Diese eigentümliche Felsformation weist eine markante Querschichtung auf, über deren Herkunft man wohl uneins ist. Egal- auf den Fotos sieht es hübsch aus!

 

Klare Quellen und Kajaks

Durchs Inland fuhren wir weiter zur Tasman Bay und erkundeten die Gegend in und um den beiden Nationalparks „Kahurangi“ und „Abel Tasman“. Absolut sehenswert waren hier die „Te Waikoropupu Springs“, eine den Maori heilige Quelle, wo aus dem Boden ein Fluss entspringt. Leider ist der Ort derart heilig, dass baden verboten ist, ja nicht einmal die Berührung des Wassers ist gestattet! Mit Macht drückt das Wasser von unten in den kleinen See, der deshalb immer in Bewegung ist und ein wenig aussieht als liefe eine starke Umwälzpumpe. Das Wasser ist absolut glasklar und herrlich blau und der Anblick würde zum verweilen einladen, gäbe es nicht so viele Sandflies, die einen fressen wollen!

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Überhaupt- diese Biester verdienen leider auch eine gesonderte Erwähnung, denn sie sind eine echte Plage! Prinzipiell überall anzutreffen sind sie gerade im Westen der Südinsel weit verbreitet und zahlreich, und haben nur eine Mission: dich wahnsinnig zu machen! Sie sind deutlich wendiger als Mücken, und eh man sich versieht hat man 10 Stück auf einmal auf dem nackten Bein sitzen, die ihre Beißwerkzeuge bereits im wehrlosen Fleisch versenkt haben… und die Stiche jucken vielleicht! Zusammengefasst darf man wohl mal wieder von einem ‚schweren Ausnahmefehler‘ der Natur sprechen, und bisweilen muss man abends schon zu drastischen Vermummungsmaßnahmen schreiten, will man trotzdem draußen sitzen bleiben…

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Ebenfalls sehenswert war die „Rawhiti Cave“ bei Motupipi, eine spektakuläre Tropfsteinhöhle in einer steilen Felswand. Die wollte allerdings erst mal erarbeitet werden, denn man sah sie nur, wenn  man 45 Minuten strammen Anstiegs hinter sich brachte- dann wurde man jedoch mit diesem Anblick belohnt:

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Nicht verpassen durfte man natürlich auch die obligatorische Kajaktour an der Küste des Abel Tasman Nationalparks. Gegen eine geringe Gebühr hatten wir eine selfguided Tour gebucht und paddelten mit einem ziemlich professionellen Doppelkajak inklusive dieser Schürze gegen das Spritzwasser durchaus mit sportlichem Ehrgeiz die Küste hoch. Schließlich wollten wir von Marahau bis zur Anchorage Bay kommen, und unterwegs gab es ja auch noch einiges zu entdecken. Für den Weg zurück hatten wir dann gar nicht mal so viel Zeit übrig, daher mussten wir uns nochmal richtig in die Riemen legen!

 

Ein Gläschen zum Abschied

Nach Abel Tasman ging es für uns, zunächst vorbei am Fjordland, in das kleine Weinstädtchen Renwick, welches Teil der Weinregion rund um Blenham ist. Hier gab es einige Weingüter, bei denen man eine Weinprobe machen konnte und wir hatten uns in einem Backpackers mit Fahrrad-Verleih einquartiert, da wir anderntags mit dem Radel von Weingut zu Weingut fahren wollten. Die Unterkunft war ein echter Glückstreffer! Sie wurde von einem netten älteren Ehepaar geführt und es herrschte etwas Umbruchsstimmung, da das Anwesen in naher Zukunft verkauft werden sollte und wir waren mit einer anderen Gruppe die einzigen Gäste. Wir schliefen im Auto und nutzen die Facilities, unter anderem ein total gemütliches Cottage mit gut ausgestatteter Küche und Wohnzimmer! Es gab lauter Obstbäume mit reifen Pflaumen und wir durften uns daran bedienen wie wir wollten! Morgens hatte der Besitzer uns schon unsere Räder gesattelt und seine Frau gab uns letzte Instruktionen und eine kleine Karte, auf der die verschiedenen Weingüter eingezeichnet waren. Da wir uns eher Zeit ließen schafften wir nur einen Bruchteil, aber wir bekamen einen guten Überblick über die Weine der Region.

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Mittlerweile war schon etwas mehr als die Hälfte unserer sechs Wochen ins Land gegangen, und es war an der Zeit, die Insel zu wechseln. Von Picton aus nahmen wir die Fähre auf die Nordinsel Neuseelands, wo es abermals eine Menge zu entdecken gab. Doch davon beim nächsten Mal mehr.

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