New Zealand – The North Island

Die Südinsel zeigte sich am Tag unseres Abschiedes mal wieder wolkenverhangen und regnerisch. Man konnte beinahe den Eindruck haben, es seien zwei verschiedene Länder, die man hier bereiste – das verregnete Neuseeland, das grau in grau mit Sprühregen ähnlich trist war, wie jeder andere Landstrich dieser Erde, und das sonnige Neuseeland, mit satten Farben, tollen Panoramen und tiefblauen Seen. All seine landschaftlichen Schönheiten und Gegensätze kamen dann erst richtig zur Geltung! Wenn die Sonne schien, dann richtig, und man merkte, dass man dem Äquator doch etwas näher war, als bei uns in Europa.
Die Überfahrt war dementsprechend eher unspektakulär, nur einmal gab es etwas wirklich Spannendes zu sehen, und darauf wurde dann sogar per Durchsage aufmerksam gemacht: Orcas! Zwar gab es keine Kunststücke wie im Seaworld zu sehen, aber die markanten Rückenflossen tauchten für eine Weile immer mal wieder neben der Fähre auf.

Für die Nordinsel hatten wir uns vorgenommen, im Grunde einmal quer durch nach oben zu fahren, mit einem Abstecher auf die Coromandel Halbinsel. Folgendermaßen sah unsere Route im Endeffekt aus:

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Wie wir zuvor neidvoll in der Wetter-App beobachten konnten, hatte die Nordinsel meist das bessere Wetter, und wir hofften, dass das nun auch weiterhin so sein möge.
Bei Ankunft in Wellington war hier jedoch erst mal noch Luft nach oben, und so besuchten wir dort im Grunde nur das „Te Papa“ Museum- ein großes, modernes Museum, voll mit Wissenschaft, Kunst und Maori-Kultur, welches sehr gut gemacht und sehr informativ war- und obendrein tatsächlich: kostenlos!
Als wir von Wellington aufbrachen herrschte bestes Wetter, und auf dem Weg nach Norden schauten wir kurz bei einem ziemlich großen Autofriedhof vorbei, auf dem teilweise sehr alte Autos vor sich hinrosteten, und irgendwie ein hübsches Fotomotiv abgaben- und während wir so vor uns hin knipsten tauchten plötzlich diese kleinen Schweinchen auf:

 

Mittelerde

Neuseeland sitzt ja mitten auf dem pazifischen Feuerring, daher gibt es hier regelmäßig Erdbeben und eine vulkanische Vorgeschichte, die man dem Landschaftsbild ansieht, und bisweilen auch riecht! Viele der touristischen Attraktionen auf der Nordinsel haben irgendetwas mit Vulkanen oder geothermalen Aktivitäten zu tun, und einer der markantesten Vulkankegel ist wiederum durch die „Herr der Ringe“ Filme weltweit bekannt: der Schicksalsberg (auf Englisch Mt. Doom) oder- wie er in Wirklichkeit heißt – der Mt. Ngauruhoe.

Unterdessen hatten wir alle drei Teile des Films nochmal angeschaut, und es war schon lustig, die Szenerie einmal ohne Orks und Saurons Auge zu sehen. Dennoch ist der Wiedererkennungswert ziemlich hoch!

img_5434Zwischen Mt. Doom und seinem Nachbarberg, dem Mt. Tongariro gibt es eine 19 km lange Wanderung, den „Tongariro Crossing“, die (vor allem bei den Kiwis) als eine der schönsten Tageswanderungen des Landes, wenn nicht sogar der südlichen Hemisphäre, wenn nicht sogar der ganzen Welt gehandelt wird! Leider kam es mit meinem lädierten Fuß nicht infrage, die komplette Wanderung zu machen, doch ich wollte zumindest ein bisschen reinschnuppern, und so liefen wir einige Kilometer bis zu einem Plateau neben dem Mt. Doom, was inklusive Rückweg auch schon ein ziemlich strammer Marsch war!
Und wo ich schon mal da war konnte ich ja gleich auch den Ring ins Feuer werfen…

img_9303ringGanz in der Nähe gab es auch noch einen hübschen kleinen Wasserfall, an dem eine Szene mit Gollum gedreht wurde.

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Im Zentrum

Weiter ging es Richtung Norden, zum großen Lake Taupo, der ziemlich zentral inmitten der Insel liegt, und wie so viele andere Gewässer in Neuseeland glasklar ist.
Dank unserer Campermate App wussten wir, dass es irgendwo an der Straße eine Stelle zum Klippenspringen geben sollte, an der man sonst sicher vorbeigefahren wäre. So aber standen wir bald darauf mit ein paar Locals auf den bestimmt 5-6 Meter hohen Felsen und sprangen in den See. Das Wasser war herrlich- frisch, aber nicht zu kalt, blau und klar. Immer wieder kletterten wir zurück auf den Felsen, bis wir schließlich genug hatten, und hungrig nach Taupo rein fuhren.

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Volcanoland

Die Gegend um Roturua ist besonders bekannt für ihre heißen Quellen und geothermalen Aktivitäten. Über Bookme hatten wir uns einen super Deal für ein ansonsten ziemlich überteuertes Thermal-Schwimmbad geschossen. Unterhalb von einigen Kalkweißen Terrassen, über die siedend heißes Wasser floss waren drei unterschiedlich heiße, ebenfalls Terrassenförmige Becken angelegt. Je nach Bedarf wurde mal etwas heißes Wasser von den Terrassen nachgelassen und die Becken waren so angenehm warm und nett angelegt, dass wir gar nicht mehr raus wollten, und schließlich zum Ende der Öffnungszeiten rausgekehrt wurden. Gar nicht weit davon gab es einen Staudamm, mit einem schmalen Bächlein, dass weiter unterhalb durch eine kleine Schlucht floss. An sich nicht sonderlich spektakulär, doch wenn man zur richtigen Tageszeit da war, bekam man mit, wie die Tore am Damm ein Stück weit geöffnet wurden, und sich das Rinnsal in einen reißenden Fluss verwandelte:

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waterrisingDas sicherlich spektakulärste, was wir in Sachen Erdwärme zu sehen bekamen, war das „Geothermal Wonderland“ bei Weiotapu. Hier dampfte und blubberte es, es gab gelbe Seen, grüne Tümpel und rote Erde, und über allem lag der unverkennbare Geruch nach Schwefelwasserstoff, der einen im Übrigen bis auf den Campingplatz verfolgte, dort allerdings dankenswerterweise in abgeschwächter Form.

Während das Terrassen-Thermalbad letzten Endes komplett künstlich angelegt war, und von einer Pipeline gespeist wurde, gab es durchaus auch naturbelassenere heiße Quellen, wie den „Kerosine Creek“. Dieses Bächlein im Wald bildet an einer Stelle einen kleinen Wasserfall mit einem flachen Pool, in dem man sitzen und sich wärmen lassen kann. Zahllose Wachsflecken auf den Felsen ließen vermuten, dass dies auch nachts ein beliebter Ort ist, und grade im Winter, wenn der Wasserdampf in Schwaden durch die Bäume zieht muss das wirklich ein Erlebnis sein. An diesem warmen Sommertag aber war es, wie ich zu meiner Schande gestehen muss, selbst mir zu heiß! Ähnlich, wie wenn man in zu kaltem Wasser die Zähne zusammenbeißt um wenigstens einmal bis zum Kragen einzutauchen, kostete es auch hier Überwindung, sich tatsächlich einmal richtig hineinzusetzen, so heiß war es!

Am anderen Morgen wurden wir durch ein merkwürdiges Klopfen am Auto geweckt. Nicht sehr laut, aber es klopfte immer wieder! Ein Blick durch die Fenster- es war nichts zu sehen, doch es klopfte weiter. Dann mussten wir also doch mal aussteigen und nachgucken- und siehe da: es war ein vorwitziges Huhn, was Gefallen daran gefunden hatte, gegen unsere Stoßstange zu picken!

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Neben entspanntem durchköcheln in heißen Quellen kann man in Roturua auch actionreichere Unternehmungen im Wasser buchen, nämlich Wildwasser-Rafting! Die beiden Male, wo ich das in Fidschi und Australien schon gemacht hatte, war es immer ein großer Spaß gewesen, und auch diesmal war es wieder wirklich toll! Zwar ging der Trip insgesamt nicht so lange, aber dafür gab es actionreiche Stromschnellen und als Höhepunkt fuhren wir sogar einen kleinen Wasserfall hinunter!

 

Hobbiton

Wie bereits erwähnt, wurde in Neuseeland der „Herr der Ringe“ gedreht, und überdies der Dreiteiler zum Buch „Der Hobbit“. Viele Szenerien kann man allein dadurch wiedererkennen, dass man dieses Land bereist, andere sind eine explizite Touristenattraktion. Der „Herr der Ringe“ hat Neuseeland sicherlich zu weiterer Popularität als Reiseland verholfen, einem Mann hat er jedoch ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Russel Alexander, Schafsfarmer in der Gegend von Matamata hatte auf seiner Farm in den Augen des Regisseurs Peter Jackson den Idealen Landstrich um das Filmset zum Auenland, der Heimat der Hobbits, zu erschaffen. Während für die ersten Filme noch alles aus Pappmaschee gebaut war, und nach Abschluss der Dreharbeiten zügig verfiel, hatte Alexander als die Filmcrews für den „Hobbit“ wiederkamen die Zeichen der Zeit erkannt und mit dem Studio einen Deal gemacht. „Hobbiton“ sollte diesmal dauerhaft wiederauferstehen und in eine höchst profitable Touristenattraktion verwandelt werden, denn nach dem der „Herr der Ringe“ abgedreht war fanden bald Scharen von Fans den Weg auf seine Farm, um einen Blick auf das zu erhaschen, was vom Set noch übrig war. Ein Blick auf sein ausgesprochen zufriedenes Gesicht im Introvideo, welches im Shuttlebus vom Parkplatz zum eigentlichen Set abgespielt wird, verrät: das hat sich gelohnt! Man munkelt, dass er in etwa Halbe-Halbe mit dem Studio macht, bei ca. 3000 Besuchern pro Tag und runden 80 Dollar Eintritt dürfte das wohl aber verschmerzbar sein…

Christina war bereits dort gewesen, und letztlich nur mäßig enthusiastisch, da es eine ziemliche Massenabfertigung war, also würde ich alleine gehen. Allerdings konnte ich von einem Tipp profitieren, den sie während ihrer eigenen Tour erhalten hatte: buch die erste oder die letzte Führung. Ich entschied mich für die Letzte (…logo!…), und war so in der komfortablen Situation, das keine weitere, der sonst alle Viertelstunde startenden Touren mehr nach uns kam, die uns ansonsten an jedem Foto-Spot im Nacken sitzen würde. Stattdessen konnten wir ganz entspannt im Licht des späten Nachmittags zwischen den liebevoll gestalteten Hobbit-Häusern (oder Hobbit-Holes, wie man wohl korrekterweise sagt) hin und her flanieren und zusehen, wie es immer leerer wurde. Zum Abschluss gab es im Hobbit-Gasthaus „Green Dragon“ noch ein kühles Bier, und auch wenn 80 Dollar freilich ridiculously overpriced sind, um einmal durch ein Filmset zu schlendern, muss ich wirklich sagen, es war ein tolles Erlebnis und der Ausflug hat sich auf jeden Fall gelohnt!

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Coromandel und Tauranga

Im Norden der Nordinsel gibt es zwei Landzungen, die Kürzere der beiden ist die Coromandel Halbinsel und an deren Ostküste gibt es den „Hot Water Beach“. Wie der Name vermuten lässt, befindet sich hier eine heiße Quelle unter dem Sand, und wenn man bei Ebbe an der richtigen Stelle ein Loch gräbt, kann man sich aus heißen und kalten Wasserströmen einen angenehm-temperierten Pool zusammenmischen. Der einzige Campingplatz in der Nähe vermietet praktischerweise auch gleich den passenden Spaten dazu. Ebbe war zum Zeitpunkt unseres Besuches abends, und so lagen wir schließlich sehr entspannt in unserem Sandpool und guckten in die Sterne. Freilich nicht ganz alleine – das Ganze ist ein ziemliches Event, und das Areal, wo die Quelle erreichbar ist, begrenzt. Auch musste man mit dem heißen Wasser durchaus aufpassen, sonst konnte man sich auch mal schnell verbrühen. Es brauchte also etwas Zeit und Fingerspitzengefühl, bis wir soweit waren, dass wir nur noch liegen und relaxen mussten, aber als die Temperatur dann stimmte war es schon ein Erlebnis der besonderen Art! Da es Nacht und obendrein nass war, gibt es davon jetzt leider keine Fotos.
Etwas weiter Richtung Norden besuchten wir anderntags noch die „Cathedral Cove“, einen großen Felsbogen am Strand.

Zwar hatten wir Höhlen und Glühwürmchen sowohl einzeln als auch in Kombination bereits gesehen, dennoch reizte mich der Besuch der Waitomo Caves, die als DIE Glühwürmchenhöhlen schlechthin angepriesen wurden.  Überdies war bei Bookme ein guter Deal drin, daher machten wir noch mal einen Abstecher Richtung Westen, und ich ging auf „Cave-Tubing“-Tour! Hierbei bekommt man einen Neoprenanzug und einen Schwimmring und steigt mit einem Guide in die Höhle hinab. Ab hier gingen Erwartung und tatsächliches Event doch deutlich auseinander! Ich war irgendwie auf unterirdische Wildwasserfahrt gepolt, schließlich wurden solche Unternehmungen auch gern mal als „Blackwater Rafting“ angepriesen… Im Endeffekt wurde man jedoch gemütlich durch kaum merklich fließendes Wasser gezogen. Das Ganze hatte durchaus seinen Reiz, denn die Höhlendecke war häufig über und über besetzt mit Glühwürmchen, so dass man in deren Licht zumindest den Schatten seiner Hand erahnen konnte! Wäre das meine erste Glühwürmchenhöhle gewesen – hätte es mich wahrscheinlich  total geflasht, so allerdings kam die Erfahrung irgendwie nicht über das Prädikat „schon schön“ hinaus.

Christina war bereits einige Monate hier in Neuseeland und hatte eine ganze Weile in Mount Maunganui bei Tauranga verbracht, und dort work-and-travelmäßig gearbeitet. Dort lebt auch ihre ältere Schwester, die vor einigen Jahren ausgewandert ist. Bei ihr und ihrem Freund machten wir für eine Nacht Station, denn wir hatten und wieder mal einen phantastischen Deal geschossen: Schwimmen mit Delphinen!
Früh am nächsten Morgen ging es los, und wir verbrachten einen wunderbar sonnigen Tag auf dem Wasser. Bald spielten die Delphine dicht um den Bug des Schiffes und wir konnten uns – ausgestattet mit Neoprenanzug gegen die Kälte – in Gruppen an Auslegern rechts und links am Schiff durch das Wasser ziehen lassen, während der Käpt’n den Delphinschwarm verfolgte. Auch wenn die Tiere oft gut zu sehen waren, so richtig dicht kamen sie dann doch nicht- möglicherweise hatte ich mir das etwas anders vorgestellt, aber es war auch so wirklich schön, und ein besonderes Erlebnis!

Als wir Mount Maunganui wieder verließen, und weiter Richtung Norden fuhren kam fast ein bisschen Wehmut auf, begann für mich doch nun die letzte Woche in diesem tollen Land, und der kurzweilige Roadtrip würde bald zu einem Ende kommen. Ein paar Ziele hatten wir jedoch noch auf der Agenda!

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Cape Reinga wir kommen… hoffentlich!

Auf dem Weg nach Cape Reinga, dem nördlichsten Zipfel Neuseelands, gab es nochmal eine tolle Höhle, der wir einen Besuch abstatten wollten- die Waipu Cave.
Es war Samstagvormittag, und wir waren nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt, als das Auto plötzlich ein ungesundes, schnarrendes Geräusch von sich gab! Wir hielten an, und ein schneller Blick aus der Tür ließ keinen Zweifel: der linke Hinterreifen war nicht mehr! Einige Wochen vorher hatten wir bereits einen anderen Reifen wechseln lassen, doch für diesen kam nun jede Hilfe zu spät! Wohl oder übel mussten wir das Ersatzrad draufziehen, das war jedoch nur ein schmales Notfallrädchen mit dem wir weder besonders weit, noch besonders schnell fahren sollten.

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So weit so schlecht, denn als wir im Internet checkten, wo wir denn zeitnah einen neuen Reifen herbekämen mussten wir feststellen: nirgends! Unser Timing war denkbar ungünstig – es war Samstagmittag, und jede Garage im näheren Umkreis hatte soeben zugemacht und würde erst am Montag wieder öffnen! Glück im Unglück war, dass wir bereits ganz in der Nähe unseres Campingplatzes waren auf dem wir nun allerdings gleich mal zwei Nächte buchen konnten. Wie auf rohen Eiern fuhren wir zwar einmal zum Strand runter, im Grunde waren wir jedoch erst mal festgesetzt, was ärgerlich war, denn die verbleibenden Tage waren an einer Hand abzählbar!
Gleich Montagmorgen suchten wir also einen Reifenservice auf, und erstanden einen gebrauchten Reifen- die eine Woche würde der schon noch halten! Beschwingt und ‚wieder im Rennen‘, suchten wir erst einmal die  Höhle auf, welche in der Tat toll war! Eine Menge Glühwürmchen waren bereits in der ersten Höhle zu sehen, doch wenn man einige Meter gebückt unter einer niedrigen Decke am/durchs Wasser ging, gelangte man in eine noch größere Höhle, die noch schöner leuchtete. Im Wasser gab es übrigens angeblich Aale, die zwar prinzipiell ungefährlich sind, wohl aber auch mal zuschnappen können… ich habe zwar keine gesehen, doch es verlieh dem ganzen doch einen besondere Charme, wenn man so im Licht der Taschenlampe mit Sandalen durch das düstere Wasser watete…

Auf dem Weg nach Whangarei dann der Schock: „Hörst du das auch? Fahr mal links ran…!“ Ich wähnte mich schon bei der versteckten Kamera- keine 30km auf der Straße, und ich saß wieder schwitzend in der Sonne und zog das verdammte Reserverad auf!! Der grade neu erstandene Reifen war schon wieder platt! Da wir ja noch nicht so weit gekommen waren, war es ein vertretbarer Umweg, erst mal postwendend zurück zur Reifenstation zu fahren, was ich schon mal telefonisch ankündigte um sicherzugehen, dass es wenigstens ne Chance auf einen Refund gäbe. Der Typ von der Garage druckste da allerdings erst mal etwas rum: „Jaa- wir hätten uns ja für einen gebrauchten Reifen entschie…“ dieser Satz blieb ihm dann tatsächlich aber selber im Halse stecken, noch bevor ich ihn mit den Worten unterbrach, dass wir auch von einem gebrauchten Reifen erwarten würden, dass er uns weiter als 30 km von der Garage wegbringt… Wir einigten uns also darauf, dass wir dann mal vorbeikämen.
Im Endeffekt wurde der Reifen dann geflickt (!). Mir war nicht klar, dass sowas gängige Praxis ist, aber das marode Stückchen, wo ein Kiesel im Gummi gesteckt und das Material ermüdet hatte, wurde ausgeschnitten und von innen verpfropft! Würde auf jeden Fall halten… ‚Sicher?!‘ – ‚Joa ziemlich‘… wenn nicht würden wir nen brandneuen kriegen. Naja – wäre besser wenn er einfach hält, schließlich wollten wir mal weg aus der Ecke! Aber gut- weiter ging es! Die paar Tage würde er schon durchhalten! Tat er auch – an dieser Stelle vielleicht aber mal ein Wort zur Welt der Backpackerautos!

Sowohl in Australien, als auch in Neuseeland gibt es viele gute Gründe, ein Auto zu besitzen! Die Entfernungen sind groß, und es gibt so viel zu entdecken, dass man mit eigenem Auto einfach um einiges flexibler ist und weniger teure Touren buchen muss! Außerdem kann man in den meisten Autos auch prima schlafen, und spart sich so Übernachtungskosten oder kann sie zumindest drücken. So richtig lohnen tut sich das mit dem Kaufen und Verkaufen freilich erst ab einer bestimmten Aufenthaltsdauer, allerdings gab es noch einen anderen Grund, der mich in Australien davon abgehalten hatte: Viele der Autos, die da von Backpacker zu Backpacker weiterverkauft werden sind schlichtweg tickende Zeitbomben! Jeder, der ein Auto gekauft hat, möchte am Ende seines Aufenthalts beim Verkauf mindestens so viel rausschlagen, wie er damals bezahlt hat! Am besten noch was mehr- man hat ja schließlich auch was reingesteckt- und braucht die Kohle überdies, um nach dem Work-and-travel in Australien nochmal schön ein paar Wochen durch Asien zu reisen. Da wird dann jeder Löffel des, billig beim K-Mart zusammengekauften, Campingequipments einzeln aufgeführt und – fünfhundert im Sinn – nochmal großzügig in den Gesamtwert des Autos eingepreist. „Mit Tränen in den Augen“ trennt man sich da von seinem „treuen Begleiter“, der einen „immer ohne Probleme“ einmal rund um den Kontinent geführt hat. Gut- bei genauerem Hinsehen musste schon mal die Lichtmaschine und der Keilriemen ausgetauscht werden, aber hey- dafür ist das jetzt auch beides neu! Wer – wie ich – keine tiefergehenden Kenntnisse und Fertigkeiten in Sachen Automechanik mitbringt, ist dementsprechend leichte Beute. Und immer wieder hört und liest man natürlich Stories, in denen das unvermeidliche passiert ist! Motorschaden, Auto nur noch Schrottwert. Ein Bild bei Facebook: „Ist das so normal? Mein neues 4WD ist doch kaum beladen, aber trotzdem hängt es hinten total runter *frowny-face*“. Einer hat dann halt den schwarzen Peter, aber solange alle die Regeln kennen ist das wohl okay. Wäre ich in das Spiel mit eingestiegen- ich hätte es wahrscheinlich genauso gemacht! Allerdings war es schon okay, dass das im Endeffekt keine Option war!

Christinas Auto hatte ebenfalls einige Backpacker als Vorbesitzer, und auch wenn sie mit 2000 NZD einen akzeptablen Preis bezahlt hatte, waren durchaus zusätzliche Kosten entstanden und Pannen aufgetreten: Einmal Abschleppen mitten im Nirgendwo weil die Lichtmaschine hinüber war, mehrfach platte Reifen und einmal den Wagen beim Fahren am Strand fast den Fluten überlassen müssen- wobei hier die Fehlleistung wohl weniger dem Auto zuzuschreiben war…
Grade wenn sich – wie jetzt – die Reise dem Ende näherte, und man es soweit ohne nennenswerten Verlust des Wiederverkaufswertes geschafft hatte, stellte sich natürlich die Sorge ein, dass man nun selber- quasi auf den letzten Metern – derjenige sein könnte, der auf dem Schwarzen Peter sitzen bleibt! Wie ärgerlich das wäre! Wo es doch fast geschafft war! Wo der Wagen doch so kurz vor dem vergebenden Wiederverkauf stand, der gleichsam heilenden Katharsis, dem „fresh Start“, mit dem alle Sorgen um merkwürdige Geräusche und komische Gerüche vergessen sind, und nur noch die frohe Botschaft zählt: ‚der Gute hat mich einmal rund um Australien gebracht!‘. Oder eben in diesem Falle: Neuseeland! Jedes verdächtige Knallen im Stoßdämpfer bei einer Bodenwelle legte kurz eine kleine Sorgenfalte auf unsere Stirn… aber so lang nichts schleifte, war auch nix!

Auch Christina hat das Auto am Ende problemlos verkauft gekriegt, und ich denke, mit zweimal Reifenwechseln bin ich für so nen Roadtrip wahrscheinlich auch ganz gut weggekommen!

 

Sparky the Kiwi

In all den Wochen (und in Christinas Fall Monaten) war es keinem von uns gelungen, einmal das Tier zu sehen, das den Neuseeländern ihren Namen gibt: den Kiwi. Dieser etwas unförmige, flugunfähige Vogel konnte sich seinerzeit ohne natürliche Feinde in Neuseeland entwickeln und verbreiten, ist aber seit der Ankunft der ersten Menschen, und vor allem durch Hunde und Katzen ziemlich bedroht! Er lebt im dichten Unterholz und ist nachtaktiv, daher ist eine zufällige Begegnung eher unwahrscheinlich! Bei Whangarei gab es jedoch ein „Rescue Center“ für verletzte oder verstoßene Vögel und hier konnten wir den Kiwi nicht nur sehen, sondern sogar auch streicheln! Neben einigen Vögeln, die hier vorübergehend aufgepäppelt werden, gibt es nämlich auch einen Dauerbewohner: den einbeinigen Kiwi Sparky, der als Küken ein Bein in einer Falle verloren hat. Robert, der leidenschaftliche Leiter der Einrichtung, hatte jedoch noch eine besondere Überraschung für uns: Für ein paar Tage hatte er einen Baby-Kiwi  in seiner Obhut, bevor dieser wieder ausgesetzt würde, und da wir in dem Moment die einzigen Besucher waren, zeigte er ihn uns. Goldig- wir durften auch diesen streicheln und zogen hochzufrieden, und mit zahlreichen Kiwi-Fotos im Gepäck schließlich weiter:

img_5752Auf dem Weg nach Norden statteten wir noch dem netten Örtchen Paihia in der „Bay of Islands“ einen Besuch ab und näherten uns schließlich dem nördlichsten Zipfel der Insel: Cape Reinga.
Über eine lange Schotterstraße ging es weiter und weiter hinaus auf die Landzunge, an deren Ende ein Leuchtturm stand. Da wir auf dem rustikalen Campingplatz nebenan übernachteten statteten wir dem Kap einen Besuch zum Sonnenuntergang und bei Tageslicht ab. Beide Male war das Wetter eher durchwachsen, dennoch war es schön! Ein cooles Gefühl zu wissen, dass wir nun sowohl am südlichsten, als auch am nördlichste Ende dieses Landes waren. Am Kap treffen sich der Pazifische Ozean und das Tasmanische Meer, und bei den richtigen Lichtverhältnissen kann man das sogar an der Farbe sehen! Für die Maori, die indigene Bevölkerung Neuseelands, hat dieser Ort eine besondere Bedeutung, da ihrer Mythologie zufolge die Seelen der Verstorbenen hier ins Jenseits übertreten.

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Ab jetzt  hieß es dann wirklich:  Heimweg! Zurück nach Auckland. Christina würde dort das Auto verkaufen, für mich ging es zum Flughafen. Mit Cape Reinga hatten wir die letzte Etappe erreicht- was für ein Trip! Auch wenn sich das Wetter nicht immer von seiner besten Seite gezeigt hat – innerhalb dieser sechs Wochen habe ich so viele tolle Dinge gesehen und erlebt, dass sich Neuseeland zu einem weiteren Höhepunkt der Reise entwickelt hat! Was für ein schönes, vielseitiges Land! Sein Ruf als Reiseland eilt ihm voraus, und ich kann nur bestätigen: zu Recht! Allerdings sollte man schon etwas Zeit mitbringen, um es auch richtig machen zu können. Die sechs Wochen, die ich ja sehr spontan am Flughafen festgemacht hatte, waren im Endeffekt ideal- kürzer hätte es wirklich nicht sein dürfen- etwas länger wäre durchaus gegangen, aber wir hatten letztlich alles was wir sehen wollten auch gesehen! Jetzt hieß es Abschied nehmen. Mein Flug ging in aller Herrgottsfrühe, und ausgestattet mit einem neuen, unverbrauchten Touristenvisum ging es zurück nach Australien – nach Melbourne, der Metropole im Süden. Aber davon beim nächsten Mal mehr!

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Ein Gedanke zu „New Zealand – The North Island“

  1. Lieber Christian,
    Deine super interessanten Beiträge, hier insbesondere über Neuseeland, machen Lust auf “selber” hinfliegen. Vielleicht schaffen Herbert und ich es doch in diesem Leben :-).
    Wir wünschen Dir weiterhin so wunderschöne Impressionen und Fotos.

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