Los gehts! Kanada Montréal, Trois-Rivières & Tadoussac

IT…IS…ON!!

Nachdem die letzten Tage in Bonn erwartungsgemäß von zunehmend hektischen Vorbereitungen dominiert worden waren, war es dann schließlich soweit! Montag der 4. Juli, alles soweit gepackt- und mal wieder mehr als gedacht…  Also Wohnungsübergabe, und ab zum Bahnhof- heute ging es erst mal zu meinem Bruder nach Frankfurt, von dort sollte am nächsten Morgen die Reise beginnen.

Eigenartiges Gefühl, die Tür zur Wohnung zuzuziehen und sich auf den Weg zu machen- irgendwie surreal! Ein schönes Gefühl der Vorfreude, aber dennoch surreal und irgendwie wenig greifbar, schließlich liegt nicht die eine Stadt oder die eine Insel vor mir, sondern eine Reise, wie ich sie bisher noch nie unternommen habe.
Im Zug dann ein kleines Wegbier- es geht los!

Nach einem entspannten Abend dann in aller Frühe zum Flieger – „Bonjour, merci…“ – schadet nicht, sich schon mal einzugewöhnen, schließlich geht es nach Montreal in Kanada und dort spricht man Französisch.

 

Ich hatte nicht besonders viel geplant für Montreal und die Region Quebec, irgendwie ist das den übrigen Vorbereitungen zum Opfer gefallen… immerhin hatte ich zwei Tage vor Abflug in der „Auberge alternative du Vieux Montréal“ drei Nächte in einem 10er Dorm gebucht- schließlich erhielt die gute Kritiken im ‚LonelyPlanet‘ der bleischwer und weitestgehend ungelesen in meinem Rucksack lag. Und wirklich war die Unterkunft sehr angenehm! In einem Altstadthaus in der Nähe des alten Hafens gelegen ließen sich von dort einige Sehenswürdigkeiten bereits auf kurzen Fußwegen erreichen, ansonsten war die Metro nicht allzu weit. Die Atmosphäre war nett und entspannt und ich kam schnell mit einigen Leuten ins Gespräch. Die meisten waren Franzosen, was nicht überrascht, ist Quebec doch frankophon und daher für sie leicht bereisbar.

Schnell wurde mir vor Augen geführt, dass meine Zeit in Rennes in der Tat einige Jahre her ist! Zum reichlich eingerosteten Französisch kam allerdings noch die Tatsache hinzu, dass das ‚Quebecois‘ selbst bei gestandene Franzosen bisweilen zu Stirnrunzeln führte. Man vergleiche hierzu tetesaclaques.tv! Allerdings erreicht man hier praktisch alles auch auf Englisch, was für den Anfang gar nicht unpraktisch war.

Montreal ist wirklich eine schöne Stadt! Es gibt unter anderem eine eher französische Altstadt und ein ausladendes Downtown mit breiten Straßen und Wolkenkratzern, die auch schon mal die Kirche nebenan überragen. Der erste Eindruck ist, dass es zwar wie eine amerikanische Großstadt aussieht, aber die Leute trotzdem recht entspannt und freundlich sind. Als ich auf dem Weg zum Hostel kurz innehielt um mich zu orientieren wurde ich gleich gefragt, ob man mir helfen könne.

Die drei Tage, die ich hier hatte waren natürlich viel zu kurz um alles zu sehen! Neben einer Reihe von Museen und architektonischen Sehenswürdigkeiten gibt es große Anlagen von alten Großereignissen, wie der Weltausstellung 67, für die extra eine Insel im St.Lorenz Strom aufgeschüttet wurde, und den Olympiapark. Beides habe ich mir angesehen. Im Olympiapark gibt es auch ein Planetarium- recht neu und mit viel Aufwand installiert- das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und es war ein gutes Mittagsprogramm vor dem EM Halbfinalspiel gegen Frankreich, welches hier aufgrund der Zeitverschiebung schon um 15 Uhr übertragen wurde. In der Metro  hatte ich einen Mann im Deutschlandtrikot angehauen, allerdings war es kein Deutscher, sondern ein fußballverrückter Kanadier… von dem erfuhr ich, der „ Place to be“ um das Spiel zu gucken sei die ‚Station de Sport‘ im Village, dem Gay-Viertel von Montreal. Ausgerüstet mit meinem Deutschland-Bandana musste ich zunächst an der Tür der riesigen Sportsbar warten, denn es war schon eine ganze Menge los. Bedauerlicherweise – wenn auch wenig überraschend- waren 99 % der Zuschauer Franzosen. Das einzige Mädel im Deutschlandtrikot, das ich auftreiben konnte war zudem auch noch eine halbspanische Quebecerin, die halt zu Deutschland hielt, ihre Freundin jedoch zu Frankreich. Nach dem desaströsen Spiel war der Jubel in dem Laden entsprechend groß, und ein paar junge Franzosen kamen gönnerhaft zu uns für ein Shakehands und ein Bierchen. Alles in allem war es dennoch ein lustiger Nachmittag, wozu auch die zwei Kannen Sangria beigetragen haben dürften, die wir uns unterdessen genehmigt hatten. Um den angebrochenen Abend nicht verkommen zu lassen, sind wir (nach einem kleinen Rundgang durchs Village) also weiter zum ‚Festival de Jazz‘, einem großen Open Air Spektakel, dass sich derzeit in Montreal abspielte und wo auf mehreren Open Air Bühnen mehr oder weniger jazzige Livemusik geboten wird. Tolle Sache! Quasi ein ganzes Viertel ist abgesperrt und drumherum die Kulisse der Stadt… das war wirklich schön! (Wie ich einige Tage später erfuhr, gab es einen Zwischenfall, wo jemand versucht hat eine Bombe auf das Gelände zu schmuggeln. Glücklicherweise wurde das bei der Kontrolle bemerkt und niemand wurde verletzt!)

Mein grob gefasster Plan sah vor, dass ich mich nach den drei Nächten in Montreal Richtung Quebec City begebe und schließlich am 19.7. von Toronto nach Vancouver fliege (den Flug hatte ich von Deutschland aus bereits gekauft). Genaueres war unklar und ich daher offen für gute Ideen! Im Hostel lernte ich die beiden Franzosen Arnaud und Franck kennen, die mir anboten, sie auf ihrer Tour nach Trois-Rivierères –Tadoussac-Quebec City zu begleiten. Sie hatten einen Mietwagen und ein Chalet, also so eine Art Blockhaus, an einem See bei Tadoussac gemietet. Letzteres für vier Tage und insbesondere dafür suchten sie noch jemanden um die Kosten zu teilen und weil das zu dritt lustiger ist als zu zweit. Auch wenn das meine Planung für Toronto ganz schön stauchen würde fand ich die Idee gut- ein paar Tage am See chillen, das war eigentlich genau das Richtige! In Trois-Rivierères waren wir drei Nächte, was definitiv zu lang war, denn hier gab es eigentlich nicht besonders viel zu sehen. Highlight war der Besuch des örtlichen Gefängnis-Museums, wo einen Ex-Knackies durch die Räumlichkeiten führen und dem ganzen eine persönliche Note verleihen. Das war durchaus spannend- bzw hätte spannend sein können, hätte ich nicht von jedem Abschnitt der Tour lediglich nur die gröbsten Zusammenhänge verstanden- der gute Mann sprach tiefstes Quebecois! Die Têtes à claques sind nichts dagegen! Arnaud hatte wenig Probleme, da er sich durch eine Freundin (Kim), die von hier kam, und die wir zum geocachen und Essen trafen, bereits gut reingehört hatte, aber es war beruhigend zu sehen, dass selbst Franck manchmal ratlos die Augenbrauen hochzog. Die beiden gaben mir unterwegs immer eine kleine „Simultanübersetzung“ und manches hab ich mir hinterher in Ruhe erklären lassen. Überhaupt bedeutete die Reise mit den beiden für mich natürlich, mich nochmal richtig reinzudenken ins Französische, was zwangsläufig auch ganz schön ermüdend, in jedem Fall aber ein Gewinn ist!

Das schöne Wetter in Montreal wurde in Trois-Rivières abgelöst durch usseliges Regenwetter, was der Stadt durchaus zu einer gewissen Trostlosigkeit verhalf. Der Eindruck wurde noch verstärkt dadurch, dass über allem beständig der entfernte Geruch nach geräuchertem Lachs lag. Man mag auf Anhieb nun denken – „hm – lecker, Lachs“, der aufkeimende Appetit wurde allerdings ab dem Moment in konsequentes Magendrücken überführt, als Kim mir erzählte, das wäre mitnichten Räucherlachs, der da in der Luft lag, sondern die Ausdünstungen der großen Papierfabriken (einem wichtigen Wirtschaftsfaktor in Trois-Rivières). Selbst während ich das hier schreibe wird mir an dieser Stelle nochmal ein wenig flau…

Um dem Regen zu entfliehen besuchten wir auch die „Cité de l’Énergie“ bei Shawinigan, ein gut gemachtes Museum rund um die in Québec sehr wichtige Energiegewinnung aus Wasserkraft. Tags drauf ging es dann nach Tadoussac, zur Hütte am „Lac à Jimmy“. Das für 12 Personen ausgelegte Chalet hatten wir im Endeffekt komplett für uns allein, was durchaus angenehm war! Jeder hatte sein eigenes Zimmer, alles war aus Holz und es gab weder Strom noch Handynetz. Über eine Solarzelle wurde tagsüber eine Batterie aufgeladen mit der man abends zumindest ein paar Lichter anmachen konnte, warmes Wasser und der (typisch amerikanisch) überdimensionierte Kühlschrank wurden –wie der Herd- mit Gas betrieben. Direkt am Wasser gelegen und am Hang gebaut überblickt der große Balkon des Chalets den kleinen See und die Wälder und das ganze könnte unfassbar naturbelassen sein, würde das Panorama nicht durch die Starkstromleitung getrübt, die sich quer über den See spannt und ein dezentes Brutzeln von sich gibt. Was solls- Opfer wollen gebracht werden! Ein weiteres wäre wohl, dass es in dem See anscheinend Blutegel geben soll… ist aber kein Problem, man darf halt nicht vom Ufer reingehen, aber vom Boot aus schwimmen: kein Problem! War es auch nicht! Trotz Stromleitung war das ganze auf jeden Fall schon mal ein bisschen Natur-pur! Sauberes Wasser, nirgendwo Plastiktüten oder Coladosen, wir haben Bieber und deren Dämme gesehen, lustige Kanutouren auf dem See unternommen und die Felsen am Ufer erklettert. Ansonsten wurde die Zeit ausgedehnt mit nichtstun und lesen  durchgebracht, was für mich anscheinend der angemessene Zeitpunkt war, die willkommen-im-Urlaub-Erkältung zu starten…

Bei noch gutem Wetter absolvierten wir die beiden Hauptprogrammpunkte, die es hier aktiv zu nehmen galt: Bären-gucken und Whale-watching. Beide Male mit Erfolg. Ersteres könnte sich so abgespielt haben…


… vielleicht saßen wir aber auch in einem Bretterverschlag mit bestenfalls psychologisch wirksamem Elektrozaun drumherum und beobachteten, wie sich die Bären in 50 m Entfernung über große Mengen Kuchen hermachten.  Alles irgendwie gar nicht so weit weg von unserer Hütte… die Viecher laufen hier halt frei herum. Auch wenn man als Mensch für den Schwarzbären (anders als für den Grizzly) nicht ins Beuteschema fällt, ist eine Begegnung ohne Elektrozaun und Ranger mit Gewehr wohl eher zu vermeiden…

Auf die Wale mussten wir etwas länger warten. Dick eingepackt in Ölhose und warmem Parka führen wir in einer Art großem Schlauchboot mit rund zwanzig Leuten auf den St Lorenz Strom hinaus. Der zunächst an bestimmter Stelle vermutete Blauwal zeigte sich nicht. Ab und zu ein paar Delphine – aber wegen denen waren wir schließlich nicht hier! Nach einer halben Stunde erfolglosem Kreuzen entschied der Kapitän die Suche an anderer Stelle – mit anderen Walen- fortzusetzen. Und tatsächlich: mit wiederum etwas Geduld sahen wir schließlich zwei Buckelwale, die stilecht Luft durchs Atemloch ausbliesen und zum Abtauchen brav die Schwanzflosse zeigten. Einer schwamm auch mal direkt auf das Boot zu und tauchte drunter her. Nach insgesamt ca. zwei Stunden Bootsfahrt ging es dann wieder an Land. Auch wenn ich mir etwas mehr netto Wal-Zeit und vielleicht den ein oder anderen Sprung erhofft hätte, das war schon ne schöne Aktion!

In unserer Hütte am See waren wir Selbstversorger, was keineswegs bedeutet, dass es jeden Abend Nudeln mit Soße gab… im Gegenteil! Was sich in Trois-Rivières im Hostel schon andeutete setzte sich hier gradewegs fort: meine beiden Franzosen waren Freunde der guten Küche und des Savoir-vivre! Da wurde mit einer Lässigkeit mal dies mal jenes gezaubert und auch aus den Resten nochmal gut gegessen. Zunächst führte ich das beeindruckt auf die französische Lebensart zurück, bis ich erfuhr, dass Franck gelernter Koch ist…! Ha! Man muss nur die richtigen Leute kennen! Arnaud, der Konditor, hat sich jedoch mit wortreichen Ausflüchten über Liegezeit und Zubereitungsbedingungen von Blätterteig aus der Affäre gezogen, als es um frische Croissants zum Frühstück ging… sei’s drum.

Morgen geht es nach Quebec City, von wo ich nach zwei Nächten weiter nach Toronto fliege. Dort stehen aufgrund der Kürze der Zeit nur die Niagarafälle und ein Treffen mit einer alten Hawaiibekanntschaft an: Dialla, mit der ich- zusammen mit Greg dem Australier- über O’ahu einen Fallschirmsprung gemacht habe! Am 19. Geht es dann mit dem Flieger nach Vancouver!

Also- stay tuned! Beste Grüße, Christian

 

2 Gedanken zu „Los gehts! Kanada Montréal, Trois-Rivières & Tadoussac“

  1. Hi, Christian, wir wünschen Dir weiterhin eine super Weltreise mit superschönen Momenten und Eindrücken sowie mit vielen netten Wegbegleitern. Liebe Grüße von Barbara und Herbert.

  2. Moin Christian!
    Sehr lustig, in derselben Hauberge habe ich vor Jahren in Montréal auch übernachtet. Wenn auch nur eine Nacht…
    Nachdem Du gerade nichts schreibst, kann ich ja nur annehmen, dass der Trip so erlebnisreich ist, dass Du nicht dazu kommst 🙂
    Vancouver hat mir sehr gut gefallen, das dürfte Dir wohl ähnlich gehen. Auch wenn ich nicht annehme, dass Du den Abstecher zum besten Bikepark der Welt mitgenommen hast…
    Viel Spaß weiterhin!

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